Lyrik aus Haiti (weiden)

fugo diethelm

Kategorie: Eben an einem anderen Ort Seite 2 von 4

Sonnenuntergang

Ich hielt den Sonnenuntergang in Händen
Manchmal blitzte da der rote Feuerball
Der Mond meldete sich schon am fernen Horizont
Und dazwischen nur der graue Nebel

Ich hätte gerne dich gehalten
Manchmal liessest du deine Zähne sehen
Und dein breites Lachen
Dazwischen nur Zweifel und Schmerz

Ich löse mich nicht von dir
Manchmal wärme ich mich noch
Schweissgebadet in den Träumen
Die die letzten Tage noch nicht erfahren haben

Du bist die Sonne und der Mond
Manchmal bläst der Wind gegen den Strich
Und lässt Ecken des Lichtes frei
In denen liesse es sich leben
 

Nutzen

Es gibt im Leben
Keine Nützlichkeit
Als
Glücklich zu sein

Fünf Minuten des Leids
Werfen mich
Immer um Jahre
Zurück
 

Der Geschmack deiner Haut

Unter Linden liegen
Den Kopf an ihre Stämme halten
Sag meine Geliebte
Wo sind wir uns schon begegnet
Der Geschmack deiner Haut
Die Weichheit deines Mundes
Das kann doch nicht in einer Nacht
Erfunden worden sein

Ich suchte durch das Leben es suchte in mir
Unter Linden liegen und den Kopf
An deine weiche Brust halten
Du kamst als eine Wandlerin in dieser Nacht
Aber der Geschmack deiner Haut
Die Weichheit deines Mundes
Die waren mir in meinem Leben
Schon eingegeben
 

Apéro

Ich habe den Sekt kaltgestellt
Und die Decke auf meinem Bett geglättet
Die Falten um meinen Mund
Vor dem Spiegel zu einem Lachen
Breit gezogen

Ich habe den Sekt kaltgestellt
Und die Gläser nachgewischt
Dann dein Telefon
Ich habe den Sekt kaltgestellt
Und du mich
 

Rendezvous

Ich hatte ein Rendezvous
Mit dir
Und ich habe mich auch gefreut
Darauf ein wenig

Aber es ist mir etwas dazwischen gekommen

Ein wenig habe ich mich
Auch gefreut darauf
Es war alles so eindeutig
Eindeutig

Aber es ist mir etwas dazwischen gekommen

Eindeutig mein Fehler
Hätte dich anrufen sollen
Aber das habe ich in dem Moment
Vergessen  denn

Die Liebe ist mir dazwischen gekommen
 

Über den Berg

Ich bin mit dir den Hügel
Heraufgestiegen

Dort war Sonnenuntergang
Über dem Nebelmeer

Dort war Licht
In meinem Herzen

Unten blieb die Kälte
Und mit jedem Schritt

Meine Geliebte
Liess ich einen Teil

Von mir zurück
Unten im Nebel

Ich bin mit dir den Hügel
Heraufgestiegen

Mit dir meine Liebste
Ich hoffe

Ich bin damit
Über den Berg

Post

Ich belagere deinen Briefkasten
Mit Liebesbriefen jeder Art

Mit meinen Gedichten
Mit meinen Gedanken

Krieche ich jeden Morgen
Um halb zehn ganz leise hinein

Verteile mich langsam
In deinem Zimmer Stück für Stück

Meine Worte lassen sich verbrennen
Vielleicht geben sie warm

Meine Worte lassen sich pressen
Zwischen Zeitung und Altpapier

Ich verbreite mich Tag für Tag
In deinem Briefkasten um halb zehn

Lieber wäre ich nackt und ausgebreitet
Jeden Augenblick in dir
 

Gewitternacht

Über deine Brüste fahren
Meine Hände auf deinem
Warmen Körper gleiten lassen
Deine Täler entdecken

Dich nackt vor mir sehen
Mich dir ganz geben
Und atemlos in dich sinken
Mich in deinem Fell vergraben

Liebesgedichte schreiben
Und Liebe träumen
Körper sein
Und Körper haben

Deine Brustwarzen
Mit meinen Tasten tauschen
Und ganz still und leise
Sprachlos werden
 

Wortspiel

Mein Schwänzlein
Schwappt über

Reicht das
Um die Schule zu

Schwänzen
 

Manchmal

Manchmal denke ich

Da sind Worte
Die ich oft schon
Anderen sagte

Da sind Dinge
Die ich oft schon
Mit anderen machte

Manchmal
Erinnere ich mich
Dann daran

Und finde
Diese Worte diese Dinge
Schwer und verbraucht

Denn für dich
Möchte ich alles
Neu gebären
 

Seite 2 von 4

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén