Lyrik aus Haiti (weiden)

fugo diethelm

Monat: März 2008 Seite 1 von 3

Kuss

Dieser Kuss
Von dir auf
Meinen Lippen

Werde
Keinen Kaffee mehr trinken
Und keinen Wein

Werde
Die Zähne nicht mehr
Putzen

Werde
Nur daliegen und entfallen
Wird er mir doch

So bleibt nur
Dass wir ihn endlos
Wiederholen
 

Salz

Jeden neuen Morgen
Werde ich erwachen

Und da ist dieses Salz
Auf den Lippen

Salz schmilzt
Bekanntlich Eis

Jeden Morgen
Das Salz deines Kusses
 

Liebe

Ich möchte nicht
Dass du mich
Meiner Gedichte wegen
Liebst

Möchte dass du mich liebst
Und ich sprach- und gedichtlos
Neben dir liegen
Kann
 

Schneefall

Ich schaue seit Stunden
Zum Fenster hinaus
Es schneit
In leisen Flocken

Die weiten Wiesen
Sind bald
Genügend weiss

Dann gehe ich hinaus
Und schreibe deinen Namen
Mit meinen Füssen

Bevor der Regen
Ihn mir
Wieder nimmt
 

Einsamkeit

Einsamkeit
Ist die feine weisse Linie

Die das Meer
Vom unendlichen Himmel
Trennt
 

Herbst

Was die Blätter
Jetzt an Farbe zaubern
Gleicht dem letzten Glühn
Kurz vor dem endlosen Tod

Du aber blühst
Wölbst deinen Bauch
Mit der ganzen Zuversicht
Zu neuem Leben
 

Tränengas

Ich brauche

Kein Tränengas

Zum Weinen

Ist mir auch so
 

Bild von dir

Der Mond steht voll
Am Himmel
Ich knips ihn
Aus

Aber auch im Dunkel
Ist dein Bild
In mir
Nicht gelöscht
 

Verspätung

Ich dreh den Schlüssel
Den ersten Gang eingelegt
Stehe kurz auf s Gas
Der Motor beginnt zu drehen

Kupplung los
Und Blinker raus
Ein kurzer Blick
Nach hinten

Und dann los
Zweiter Gang
Dritter
Und auch noch der vierte

Auf der Hauptstrasse
Wie früher immer
Doch heute raus
Nächster Ausstellplatz

Motor aus
Liebe aus
Du bist gegangen
Nur noch weinen

Zu spät
 

Tränen

Du möchtest weinen
Komm her zu mir
Ich will das auch
Komm her zu mir

Weinen wir gemeinsam
Aus vier Augen
Vielleicht sehen wir
Dann einen Weg

Wenn der Fluss
Der Tränen
Uns die Richtung
Weist
 

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