Lyrik aus Haiti (weiden)

fugo diethelm

Monat: April 2008 Seite 1 von 3

Ankunft

Wenn ich sage
Und das sage ich gerne
Ich liebe dich

Dann bin ich nicht am Ziel
Da beginnt die Reise erst
Und das Ziel ist unbekannt

Wir werden mit uns reisen
Und in uns
Aber wir werden nie wissen

Wo und ob wir ankommen
 

Runden drehen

Manchmal lässt der Schmerz
Keine Sprache mehr zu
Dann liege ich vor meinen Tasten
Und weine ganz still

Und jetzt wird es schneien
Da schickt man keinen Hund
Vor die Tür
Da friert selbst das Telefon

Und nur die Erinnerungen
Füllen den ganzen Raum
Und die schnüren langsam
Den ganzen Hals

Und so drehe ich mich ganz allein
Kaum mehr auf meinen schweren Füssen
Im abgedunkelten Raum
Nur um mich
 

Wo bin ich

Auf deiner Seele ruht die Unschuld
In deinem Herzen blüht der Vollmond
Dein Körper ist die Milchstrasse
Und die Liebe quillt über deine Lippen

Du stichst mit rostigem Degen
Du drehst mir die Luft ab
Dein Schweigen krallt sich in meine Haut
Und keines deiner zwei Gesichter ist für mich

So legst du Karten aus und wirfst I-ching
Du zählst die Kerben in meiner Hand
Und rechnest mit Astrologie
Aber wo meine Liebe bleibe dabei ich
 

Angst

Ich will keine Angst mehr haben
Da ist dein breites Lachen
Dass sich weit über deinen Mund zieht
Es könnte welken wie der Sommermohn

Ich will keine Angst mehr haben
Da sind deine tiefen Augen
In die ich versinken möchte
Wie der Vollmond in der Morgensonne

Ich will keine Angst mehr haben
Da ist deine warme Hand
Die die meine umschliesst
Und so hundert Möglichkeiten eröffnet

Ich will keine Angst mehr haben
Da ist dein eigener Geruch
Der auf meiner Haut kleben bleibt
Und Erinnerungen öffnet

Ich will keine Angst mehr haben
Und vor allem nicht vor mir
 

Umzug

Ich habe mich abgemeldet
Habe mein Bett und meine Bücher
Eingepackt

Ich nahm die Strasse unter die Räder
Und den Schmerz
Die Wut

Habe mich ausgebreitet
An einem andern Ort
Sachte nur mit einem Fuss

Lebe hier und bin doch dort
Die Türe lässt sich nicht schliessen
Erinnerungen überfallen jede Nacht

Ich habe mich angemeldet
Doch gegangen
Bist du

Mein Freund malt

Malt mir Tränen
In die Augen
Blumen in die Felder
Licht ins Herz

Mein Freund malt

Malt mir Lachen
Ins Gesicht
Geigen in den Himmel
Luft ins Leben

Mein Freund malt

Malt mir Liebe
Ins Dunkel
Wärme ins Zimmer
Glück in den Tag

Mein Freund malt

Warum kann ich nicht
Mein Freund sein
 

Nach der Grenze

Die füllen mit
Ihrer penetranten Schweizer Art
Das ganze Abteil

Sprechen von Titten
Vom Vögeln
Dabei ist Nichtraucher hier

Weiss schon
Die werden meine Gedichte
Nie lesen
 

Sterne zählen

Der Schlaf
Entfällt mir jede Nacht
Wie dem Baum im Herbst
Die Blätter

Ich mach mich auf
In die Winternacht
Und zähle in der Kälte
Die Sterne

Und alle
Tragen
Deinen
Namen
 

Sonnenuntergang

Ich hielt den Sonnenuntergang in Händen
Manchmal blitzte da der rote Feuerball
Der Mond meldete sich schon am fernen Horizont
Und dazwischen nur der graue Nebel

Ich hätte gerne dich gehalten
Manchmal liessest du deine Zähne sehen
Und dein breites Lachen
Dazwischen nur Zweifel und Schmerz

Ich löse mich nicht von dir
Manchmal wärme ich mich noch
Schweissgebadet in den Träumen
Die die letzten Tage noch nicht erfahren haben

Du bist die Sonne und der Mond
Manchmal bläst der Wind gegen den Strich
Und lässt Ecken des Lichtes frei
In denen liesse es sich leben
 

Nutzen

Es gibt im Leben
Keine Nützlichkeit
Als
Glücklich zu sein

Fünf Minuten des Leids
Werfen mich
Immer um Jahre
Zurück
 

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