Lyrik aus Haiti (weiden)

fugo diethelm

Kategorie: Lebensbaum

Ein Bild von dir

Für meine Liebe
Genügt ein Bild von dir
Das ich
In meinem Herzen trage

Und dann und wann
Mir zum Leben erwecke
Ich küsse dich dann
Sanft auf deinen Mund

Und du schweigst
Wie immer in diesen Momenten
Deine Augen versprechen
Geschichte und Zukunft zugleich

Dann lieben wir
Und sind in uns
Dein warmer Atem
Streift die Horizonte

Dann lege ich dich
Still zurück in mein Herz
Und wage frohgemut
Den nächsten Schritt
 

Fremde Brötchen

Du verzehrst
Die Brötchen
Die ich verdient habe
Mit einem anderen

Der Ofen ist aus
Es gibt kein Mehl mehr
Du bist satt
Ich hab dich satt

Aber in meinem Herzen
Klafft ein grosses Loch
 

Kleiner Prinz

Manche Menschen
Scheinen schon als
Kleiner Prinz
Zur Welt zu kommen

Sie wissen alles
Über die Liebe
Sie wissen
Und leben

Sie verstreuen ihre Liebe
Übers Ackerland
Und da keimt
Dieses goldene Getreide

Sie stellen
Ihre Weichen richtig
Und wissen wohin sie
Warum gehen

Sie zähmen Menschen
Und erscheinen am richtigen Ort
Sie erkennen die Rosen
Und die Liebe
 

Der Geschmack deiner Haut

Der Geschmack deiner Haut
Und das Suchen in deinen Augen
Zeigen mir
Dass der Weg durch die Jahre und die Zeit

Ach dieser Weg der steinige
Und der durch die Wüste
Über die Meere..
Und diese Heimat jetzt

Meine Liebe
Der Geschmack deiner Haut
Ist diesen Weg wert
Das zeigt er mir

Ich könnte Lavendel pflanzen
In steinigen Äckern und vielleicht Wein
Ich könnte über Wasser über Glut gehen
Der Geschmack deiner süssen Haut

Bleibt mir eingemeisselt in meinem Hirn
Und das Salz der Erde und die Wärme der Sonne
Und die schlaflosen Nächte des Suchens
Geben Sinn

Im Geschmack deiner Haut
 

Vollmond

Du bist in mein Leben gekommen
Ich habe dich nicht gerufen
Vielleicht oder doch
Und da stehst du wie das tägliche Brot

Du bist in mein Leben gekommen
Und ich habe dich nicht abgewehrt
Du mit deinem Duft nach Allesundnichts
Und da stehst du wie der volle Mond

Ich habe dich nicht gerufen
Aber ich brauche dich
Wie das tägliche Brot
Und den vollen Mond
 

Lebensbaum

Ach was finde ich an dir
Wenn ich dir in die Augen schaue
Ist da kein Versinken
Selbst wenn du nackt bist
Ist da keine Freude

Unser Feuer ist erloschen
Ausgetreten von einem anderen

Ach was finde ich an dir
Dein Herz klopft nicht im rechten Takt
Deine Haut riecht fremd
Du verschliesst deine Sinne
Vor und mit mir

Unsere Glut wird nicht wärmen
Nicht dich nicht mich

Ach was finde ich an dir
Ich sehe in die Sterne
Und sehe dich nicht
Ich schaue nirgends hin
Um dich nicht zu sehen

Unser Lebensbaum ist verdorrt
Er dürstet nicht mehr
Nicht nach Liebe
Nicht nach dir
Nicht nach mir
 

Die Tränen

Die Tränen wachsen auf dem Beziehungsbaum
Im Frühjahr blüht da Liebe
Im Sommer wachsen Früchte
Im Herbst werden sie geerntet
Ausgepresst und eingekellert

Was wundert uns
Dass wir beide nicht
In der Konserve landen wollten
Und uns lieber Schmetterlinge waren
Als endlich Frucht bekennen
 

Meine Liebe

Meine Liebe
Wir sollten den Fluss hinaufschwimmen
Gegen unseren eigenen Strom
Und alle Küsse einsammeln
Die wir so achtlos so alltäglich
Verstreut haben

Meine Liebe
Wir sollten den Baum der Liebe besteigen
Und die Früchte unserer Beziehung ernten
Denn da ist eine Frucht
Und du meine Getreue weißt es
Im Grunde deines Herzens

Meine Liebe
Wir sollten Bäume schlagen
Und uns einrichten dafür
Sesshaft werden
Und dem Leben und uns
Einen Ort weihen
 

Stiller Tod

Gestern als ich gegangen bin
Ist dein Blattwerk in Minuten gewelkt
Du hast es mir vor die Füsse geworfen
Wie wenn du es nicht mehr brauchen würdest
Wie wenn du nicht wüsstest dass der nächste Frühling
In dir naht

Gestern als ich gegangen bin
Hast du einmal mehr deinen Mund
Und deine Augen verschlossen vor mir
Wie wenn du nicht in deiner eigenen Kälte erfrörst
Wie wenn du nicht die Kraft haben würdest
Dies zu überstehn

Gestern als ich gegangen bin
Hast du mir einen Strick um den Hals gelegt
Deine kalten Finger zogen langsam an
Wie wenn du wüsstest dass du mich damit tötest
Wie wenn du nicht immer dein Leben leben wolltest
Aus meinem stillen Tod
 

Die meisten meiner Gedichte

Beginnen mit Du oder Ich
Selten ist da eins mit er oder sie
Manche auch mit wir

Schliesslich denke ich
Hat das Sie und das Er
Auch keine Berechtigung mehr

Denn sie und er
Sind schon lange
Wir geworden
 

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