Lyrik aus Haiti (weiden)

fugo diethelm

Kategorie: Zeit haben nichts zu sagen

Traum

Im allgegenwärtigen Nebel
Beginnt der Frühling einher zu schwimmen
Träumende Vögel kehren vom Süden
Messen die Sonne mit ihrem Gesang
Und wollen mir Räder geben
Zu fahren in die weite Welt
Noch aber steht der Wein in Gläsern auf dem Tisch
Tauche ich mich in rosa Tropfen
Suche unten am Grund
Manchmal aber
Schwimmt ein Segelschiff an der Decke
Zieht seine Kreise im Wind
Und will auf blauen Sommerwolken reiten
Während wenn und aber
Still sich zusammenrollen
Und langsam in der kalten Winterdecke
Zu schmelzen drohen
Schlafend überdauert der Traum den Tag
Und erst am Abend
Werde ich mir wieder einen neuen erschaffen
 

Wunsch

Ich möchte Frühling sein
Auf deinem Körper
Ihn erwecken und zum Blühen bringen
Wärme sein
Damit du nackt und warm
Dich zu mir legst

Ich möchte Regen sein
Auf deinem Körper
Ihn begiessen und zum Keimen bringen
Feucht sein
Damit du nackt und warm
Dich zu mir legst

Ich möchte Nacht sein
Auf deinem Körper
Ihn zudecken und  zum Schlafen bringen
Traum sein
Damit du nackt und warm
Dich zu mir legst

Ich möchte Morgen sein
Auf deinem Körper
Ihn streicheln und zum Leben erwecken
Decke sein
Damit du nackt und warm
Dich zu mir legst
 

Schach

Zu zweit
Der Bauer verlässt die Grundlinie
Nimmt gleich zwei Schritte in einem
Und fällt
Für Vaterland und König

Zu zweit
Vierundsechzig Felder
Zwei rauchende Köpfe
Und schweigend
Still

Zu zweit
Läufer und Turm
Vergewaltigen
Frech die Dame
Damenopfer

Zu zweit
Einmal Feldwebel spielen
Menschen umherschieben
Und mit acht Bauern
Die Monarchie retten
 

Morgen

Nächte
Blasen Ballone
Seifenblasen
In meine Träume
Schillernd flockend
Bunt und voll
Ein Weckergeläut lang
Im Hohlraum fliessen
Und geflissentlich
Belanglos
Sein
 

Abends 2

Der Himmel gerötet
Zum weichen Abend hin
Noch die letzten Gedanken
Ins Trockene gerettet

Dann dicke Tropfen
Sanfte Nässe auf der Haut
Den Staub eines Tages abwaschend
Wieder sauber für sich selber sein

Hinkniend Blick in den Himmel
Mit sich selber sein
Auch seine Fehler akzeptieren
Zu lieben beginnen die ganze Welt und sich

Wenn Abends die Sonne
Letzte Strahlen über gedankenlose Tage schickt
Endlich wieder reingewaschen
Vor mir stehn

Ahnung bekommen
Wer das ist das ich
Und dankbar sein
Für sich
 

Abends

Ich würd so gern ein Buch füllen
Mit meiner Liebe
Wandelnd unter stillen Monden
Wächst sie in mir
Und will einer übervollen Honigwabe gleich
Langsam zu Boden fliessen

Nur kurz
Diesen Moment anhalten
Und ihn breit in alle Ewigkeit
Fliessen lassen
Ich würd so gern ein Buch füllen
Mit meiner Liebe
 

Schlaflos

Schlaflos waren
Die Nächte der Angst
Weich die Monde
Der Freude und der Lust

Atemlos die Begierde
Stürzend über alles Grenzenlose
Feucht die Lippen
Und der Bettrand viel zu nah

Endlos und liebestrunken
Wandeln meine Finger
Über deine Wärme
Trinkend in deiner Scham

Heimatlos die Suche
Unendlich immer weiter
Unaufhörlich mit dir
Mich zu sein
 

Nur

Nur
Weil ich jetzt nicht weiss
Was zu schreiben
Habe ich noch lange nicht
Ausgeredet

Gerade
Solche Pausen
Bauen auf
Und machen stark zu Hören
 

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