Lyrik aus Haiti (weiden)

fugo diethelm

Monat: April 2008 Seite 2 von 3

Der Geschmack deiner Haut

Unter Linden liegen
Den Kopf an ihre Stämme halten
Sag meine Geliebte
Wo sind wir uns schon begegnet
Der Geschmack deiner Haut
Die Weichheit deines Mundes
Das kann doch nicht in einer Nacht
Erfunden worden sein

Ich suchte durch das Leben es suchte in mir
Unter Linden liegen und den Kopf
An deine weiche Brust halten
Du kamst als eine Wandlerin in dieser Nacht
Aber der Geschmack deiner Haut
Die Weichheit deines Mundes
Die waren mir in meinem Leben
Schon eingegeben
 

Apéro

Ich habe den Sekt kaltgestellt
Und die Decke auf meinem Bett geglättet
Die Falten um meinen Mund
Vor dem Spiegel zu einem Lachen
Breit gezogen

Ich habe den Sekt kaltgestellt
Und die Gläser nachgewischt
Dann dein Telefon
Ich habe den Sekt kaltgestellt
Und du mich
 

Rendezvous

Ich hatte ein Rendezvous
Mit dir
Und ich habe mich auch gefreut
Darauf ein wenig

Aber es ist mir etwas dazwischen gekommen

Ein wenig habe ich mich
Auch gefreut darauf
Es war alles so eindeutig
Eindeutig

Aber es ist mir etwas dazwischen gekommen

Eindeutig mein Fehler
Hätte dich anrufen sollen
Aber das habe ich in dem Moment
Vergessen  denn

Die Liebe ist mir dazwischen gekommen
 

Über den Berg

Ich bin mit dir den Hügel
Heraufgestiegen

Dort war Sonnenuntergang
Über dem Nebelmeer

Dort war Licht
In meinem Herzen

Unten blieb die Kälte
Und mit jedem Schritt

Meine Geliebte
Liess ich einen Teil

Von mir zurück
Unten im Nebel

Ich bin mit dir den Hügel
Heraufgestiegen

Mit dir meine Liebste
Ich hoffe

Ich bin damit
Über den Berg

Post

Ich belagere deinen Briefkasten
Mit Liebesbriefen jeder Art

Mit meinen Gedichten
Mit meinen Gedanken

Krieche ich jeden Morgen
Um halb zehn ganz leise hinein

Verteile mich langsam
In deinem Zimmer Stück für Stück

Meine Worte lassen sich verbrennen
Vielleicht geben sie warm

Meine Worte lassen sich pressen
Zwischen Zeitung und Altpapier

Ich verbreite mich Tag für Tag
In deinem Briefkasten um halb zehn

Lieber wäre ich nackt und ausgebreitet
Jeden Augenblick in dir
 

Gewitternacht

Über deine Brüste fahren
Meine Hände auf deinem
Warmen Körper gleiten lassen
Deine Täler entdecken

Dich nackt vor mir sehen
Mich dir ganz geben
Und atemlos in dich sinken
Mich in deinem Fell vergraben

Liebesgedichte schreiben
Und Liebe träumen
Körper sein
Und Körper haben

Deine Brustwarzen
Mit meinen Tasten tauschen
Und ganz still und leise
Sprachlos werden
 

Rückwärts

Zurück kann ich nicht
Rückwärts will ich nicht

Da hinter mir
Brennt kein Licht mehr

Da hinter mir
Sind die Türen zugeschlagen

Da hinter mir
Liegen nur Erinnerungen

Vorwärts

Da sind die Gedichte
In meinem Herzen

So schwer
 

Wortspiel

Mein Schwänzlein
Schwappt über

Reicht das
Um die Schule zu

Schwänzen
 

Manchmal

Manchmal denke ich

Da sind Worte
Die ich oft schon
Anderen sagte

Da sind Dinge
Die ich oft schon
Mit anderen machte

Manchmal
Erinnere ich mich
Dann daran

Und finde
Diese Worte diese Dinge
Schwer und verbraucht

Denn für dich
Möchte ich alles
Neu gebären
 

Lichterspiel

Du wirfst Schattenbilder
An den Boden

Und wirfst Licht
In mein Herz

Möchte diese Sprache
Lesen lernen

Lichtbildsprache
 

Seite 2 von 3

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén