Lyrik aus Haiti (weiden)

fugo diethelm

Monat: Juli 2008 Seite 2 von 4

Teilzeit

Bei Full- Time – Job

Danke
Für unser Teilzeit Verhältnis
 

Nebel

Wenn du mal
Im Nebel
Deinen Weg nicht mehr findest

Dann klopf
Doch an meine Tür
Verlaufen wir uns

Gemeinsam
 

Sprachlos

Samstags
Hast du gesagt
Heute ist Freitag
Und ich weiss noch immer nicht
Wie ich dir sagen werde
Dass ich dir
Nichts mehr
Zu sagen
Habe
 

Abort

Vielleicht
Hast du von draussen geträumt
Dir das Leben ausgemalt
Bunt und voll
Und mit den Füssen Landschaft gezeichnet

Vielleicht
Hast du gut zugehört
Musik oder Liebesschwüre
Harmonisch und sanft
Und die Finger klopften den Takt

Vielleicht
Hast du an die Welt geglaubt
An Frieden für alle
Gerecht und recht
Und dein Herz schlug dabei weich und sanft

Vielleicht
Hast du geglaubt uns zu erlösen
Und uns unsere Schulden zu vergeben
Riesengross und schwer
Und da war’s zu spät

Vielleicht
 

Flüssig

Mein Wein geht zu Ende

Mein Weinen
Ist unerschöpflich

Hunger

Unsere Liebe
Ist älter geworden
Wie die Haut
Ergraut

Ängste
Sind gewachsen
Haben Mauern gebaut
Schwarz wie die Nacht

Aber
Sie verkaufen uns
Zuckerstengel
In jeder Farbe

Du
Liebst da und glaubst
Dass ich mich von deinem Schweigen
Ernähren könnte

Unsere
Leeren Körper geben aber keine Nahrung her
Blasse Stellen
Wo früher die Liebe blühte

Hunger

Ernstfall

Eben tropfen die letzten Sonnenstrahlen
Auf die grünen Tomaten
Man riecht schon den Herbst
Kühe äsen auf halbschlafenden Wiesen
Eine Wespe fragt nach dem Datum
Und legt sich still zum Sterben
Die flachen Igel stören das Bild
der sonst so friedlichen Landstrasse
Das Gehen der letzten Schwalben
Wird wohl keinen erschrecken
Afrika
Werden sie pfeifen
Vielleicht das letzte Mal

Wir haben heute den Ernstfall geprobt
Mit Tausenden von Sirenen
Wir sind gut gerüstet
Oder

Einfach die Decke weit
Über den Kopf ziehen
Und
Endlos Liebe machen

Ein Abend am TV

Zwei Erschossene
Eine Vergewaltigte
Strangulation
Maschinengewehr
Eisenbahnunglück
Überschwemmung
Hungersnot
Flugzeugabsturz
Krieg

Auf jeden Kuss
Treffen mindestens fünfzig Tote
 

Einsamkeit

Das einst so prunkvolle Gewand
Deiner Illusionen
Bedeckt kaum mehr deine Knie
Der Docht deiner Hoffnung
Ersäuft im kalten Wachs deines Lebens
Die Gläser sind leer
Nur die Einsamkeit
Steht dir bis zum Hals
 

Auf die kalte Strasse

Dumpf und still
Die ganze Nacht dampft aus ihrer Höhle

Dumpf und still
Der Nebel mischt sein Grau dazu

Dumpf und still
Die Laterne wankt im kalten Wind

Dumpf und still
Schatten kleben auf der Strasse

Dumpf und still
Meine eignen Schritte falsch gesetzt

Dumpf und still
Kein Fuss kann alleine gehen

Dumpf und still
Und ihr wollt, dass ich geh
 

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